Ein
Kommentar zum Vortrag von Dirk Lohaus, Dipl.-Ing (IBA Basel) „"IBA Basel
2020 - Regionalplanung durch Formate/Le développement régional par des formats,"
May 22, 2014, Institute for Geography and Spatial Planning, University of
Luxembourg.
Danke Herr Lohaus! Das
war ein toller Einblick in der IBA Welt, was für viele hier etwas unbekannt
ist. Ich war letzten Oktober auf der IBA Basel Veranstaltung, und ich kann
bestätigen, dass das Projekt wirklich beeindruckend ist. Meine Kommentare
beziehen auf die Wechselwirkung der Potenziellen und Gefahren der IBA als
Planungsinstrument. Ich will drei Potenziale für Raumplanung und
Raumentwicklung nennen.
1. IBAs sind ein experimentelles Instrument.
Die IBA als
Planungsinstrument hat mittlerweile eine lange Geschichte, und nicht nur
innerhalb der IBAs sind die individuellen Projekte sehr unterschiedlich, sondern
auch die IBAs als solche sind sehr verschieden. Das IBA Konzept wird in
verschiedenen Kontexten angewendet. Dort wo es schrumpft – wie, z. B. in
Niederland, oder NRW, und dort wo Wachstumdruck besteht – wie z. B. in
Heidelberg, oder Hamburg. Und es begann dort, wo es einfach gewollt war –
Darmstadt – wo der Großherzog Ernst Ludwig Lust auf Kunst hatte, und er hat sie
sich im Grunde eine IBA bestellt. OK, das ist etwa länger her. Dies zeigt aber,
dass es kein einheitliches Verständnis der IBA gibt.
Bei den neueren IBAs habe ich die Eindruck, dass diese Projekte aus eine Art
Planungsnot heraus entstehen. Crista
Reicher (die zur IBA Emscher Park im Ruhrgebiet geforscht hat) hat das
“Leidensdruck” genannt, Uli Hellweg aus Hamburg “Gestaltungswille”, Philipp
Oswalt (Sachsen-Anhalt) “Dringlichkeit”. Ich denke dass im Fall der IBA Basel
dieser Druck eben aus den funktionellen Problemen im Kontext der
Grenzübergreifende Raum entstanden ist. Und was die alle in gemeinsam haben –
auch Darmstadt – ist, eine Idee von Raumgestaltung
der Öffentlichkeit näher zu bringen – raus aus den Büros, und vor
die Augen der Bevölkerung. Die IBA is ein Art Experiment, um zu sehen was
passiert, wenn.
2. IBAs regen die Phantasie an, und fördern die
Kommunikation, um Zukunftsbilder oder Visionen oder Handlungsmöglichkeiten
nachzudenken.
IBAs bieten die
Möglichkeit, Fragen zu stellen: Wie kann ein Stadt, unsere Stadt aussehen? Was
ist nötig? Was ist überhaupt möglich? Wie kann das gehen, und wo etc.? Einer der
Erfolge der IBAs ist, dass sie Avantgarde und Abenteuer präsentieren können.
Sie können zeigen, was normaler Weise vielleicht nicht gewagten werden würde. Ein
weiteres Resultat ist aber auch, ganz praktische Infrastruktur zu bauen,
Innovationen zu testen etc. Und so schafft es eine IBA, verschiedene
Perspektiven einzubringen, und die Spannbreite ist groß: IBAs können Werbung für Staat und Immobilienfirmen bewirken.
Sie können aber auch, wie ein Art Klagemauer
wirken – also eine Plattform, über die man Widerstand und Critique ausdrücken kann.
Das fördert unvoreingenommene Diskussion.
3. IBAs beziehen eine breiterer Spannbreite von Akteuren
ein.
Nicht nur “Politiker”
oder übliche Akteure – wie etwa Stadtplaner oder Architekten, sondern auch
viele andere “Stakeholder” aus allen Richtungen – die allgemeine Öffentlichkeit,
Kinder, Künstler, Unternehmer, u.s.w. In diesem Sinn, kann eine IBA
stadtplanerische Vorhaben greifbarer machen. Und daraus resultieren eine Reihe
von potenzielle positive Wirkungen:
· Eine IBA kann ein Alltagsbewusstsein für Raumentwicklung
schaffen – etwas was nicht selbstverständlich ist;
· Sie kann Grundsteine für eine Tradition der demokratischen
und partizipatorischen Raumplanung legen.
Prinzipiell muss ein
solcher Prozess dazu offen bleiben und sollte nicht von oben herab gesteuert
werden. Das Dilemma zwischen Erfolgsorientierung und Offenheit, Risiko,
Partizipation ist allen IBAs gemeinsam. Wobei finanzielle Ressourcen unbedingt erforderlich
sind. Finanzielle Unterstützer müssen dabei offen für das Unerwartete bleiben, neue
Themen aufgreifen. Dazu muss zunächst einmal eine Vertrauensbasis aufgebaut
werden. Das IBA Endprodukt entsteht schließlich aus eine Dreieck der Regierung,
der Privatwirtschaft, und die IBA Team – und Jeder weißt, wie es besser geht. Das
sorgt für große Spannung. Das kannst du bestimmt bestätigen, Dirk, oder? Eine
gesunde Beziehung unter diesen Akteuren ist zentral für das Projekt.
Potenzielle Gefahren
Was ich persönlich sehr
Interessant an der IBA Format finde, ist der Ansatz, dass es im Prinzip keine perfekte
Lösung für die Raumgestaltung gibt. Mit „perfekte Lösung“ meine ich ein
Vorgehen, das allem und Allen gerecht würde. Raumentwicklung und Raumplanung sind
per Definition konflikthaft und widersprüchlich. Genau das zeigt sich in den
verschiedenen organisatorischen Phasen der IBAs.
Hier nenne ich drei Gefahren, die man nicht unbedingt wegradieren kann,
sondern immer vor Auge haben muss, in Bezug auf IBAs.
1. IBA kann als Stadt-Marketing instrumentalisiert und
wahrgenommen werden
Das ist vor allem eine
Gefahr im politischen Kontext: vor allem wenn sich private Developments oder aber
eine Raumplanung des zentralistischen Staatsapparats durchsetzt. Die Gefahr
besteht auch, wenn eine ganz bestimmte Fragestellung – was auch nötig ist – zu
weit nach vorne gerückt wird, und wie ein neues Metanarrative oder Label wirkt – wie das der „Wissenschaftstadt
in Heidelberg“. Das kann falsch verstanden werden.
2. IBAs können auf Politische ökonomischer Problemen der
traditionellen Planungswege hinweisen.
Man könnte sich fragen,
warum eine IBA überhaupt nötig ist? Ist die IBA nur eine Zeichen der Herrschaft
der Deregulierung und der neoliberalen Stadt (in Zeiten der
Post-Wohlfahrtstaat)? Warum macht das die Regierung (einer Stadt, eines Landes)
nicht selbst? Ist die IBA auch ein Art Outsourcing
von Aufgaben?
3. Was passiert „POST IBA“
Der IBA ist per
definitionem ein zeitlich begrenztes Phänomen. Was macht man danach? Wie
beeinflusst dieses Instrument die traditionellen Pfade, Ideen und Praktiken der
Raumplanung?
Constance Carr
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